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„Die meisten Bildungs- und Beratungsangebote gehen komplett an Gehörlosen vorbei.“

Claudia Herb-Igersky

Mitarbeiterin im Jugendclub der Sinneswandel gGmbH

für gehörlose Kinder und Jugendliche

„Als 2015 der Platz im Kinder- und Jugendclub frei wurde, wusste ich sofort, da muss ich hin“, gebärdet Claudia Herb-Igersky. Ihr gefällt die aktive Arbeit. Einen Schreibtischjob könnte sie sich gar nicht vorstellen: „Ich muss mich auch selbst regelmäßig auspowern“, lacht sie.  

 

Der Jugendclub ist das einzige Freizeitangebot speziell für gehörlose und schwerhörige Kinder und Jugendliche in Berlin, was die große Altersspanne seiner Besucherinnen und Besucher erklärt: Von 0 bis 27 sind alle willkommen. Die angebotenen Aktivitäten reichen von Fußballspielen über Kochen hin zu gemeinsamen Reisen. Wegen Corona mussten letztere dieses Jahr leider ausfallen. Gehörlose leiden besonders unter der aktuellen Situation, weil sie durch das Tragen von Masken nicht mehr vom Mund ablesen können. Trotzdem kann Herb-Igersky dem Ganzen auch etwas Positives abgewinnen: „Viele unserer Jugendlichen würden am liebsten ständig Computer spielen. Nachdem wir im Frühling aber so viel auf Zoom gemacht haben, wollten im Sommer, als reale Treffen wieder möglich waren, alle nur noch raus“, berichtet sie amüsiert. 

 

Das Schönste an ihrer Arbeit ist für sie, die Entwicklung der Kinder mitzuverfolgen und ihren Teil dazu beizutragen, dass sie sich etwas zutrauen und ihre Fähigkeiten entfalten können. Leider sind ihr jedoch gerade hier oft Grenzen gesetzt: „Wenn ich zum Beispiel merke, dass jemand besonders gut Basketball spielen kann, würde ich ihn oder sie gerne an einen Sportverein verweisen – aber da gibt es keine speziellen Angebote.“

 

Vor allem gäbe es nicht genug Bildungsmöglichkeiten für taube Menschen mit schlechten Deutschkenntnissen. „Aber auch die allgemeine Schuldbildung leidet, wenn Gehörlosenpädagoginnen und -pädagogen nur Grundkenntnisse in Gebärdensprache mitbringen“, kritisiert sie. „Wahnsinnig viele Bildungs- und Beratungsangebote gehen einfach komplett an Gehörlosen vorbei. Es wäre dringend an der Zeit, ein Gremium mich Fachleuten zu bilden und vor allem die Betroffenen direkt zu fragen, was sie brauchen.“ 

Mehr Informationen:  www.sinneswandel-berlin.de

 

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