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"Systemrelevanz sollte sich auch auswirken. Die Menschen, die unsere Liebsten versorgen, sollten auch gut bezahlt werden."

Karen Lawerenz

Prokuristin, Bereich Pflege im Nachbarschaftsheim Schöneberg

Kranke Menschen versorgen, Einsamkeit entgegen wirken, Gesundheit erhalten und den Menschen ermöglichen, so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden zu leben und in Würde sterben zu können – das zu organisieren, ist die Aufgabe von Karen Lawerenz. Seit fast 30 Jahren arbeitet sie hauptamtlich im Nachbarschaftsheim Schöneberg. Sie hat 1993 in der Sozialstation als Sozialarbeiterin angefangen, hat Hausbesuche gemacht bei Menschen, die allein nicht mehr zu einer Beratung kommen können. Jetzt ist sie als Prokuristin für den Pflegebereich verantwortlich.

Zu Karen Lawerenz‘ Aufgabenbereich gehören zwei ambulante Pflegedienste, eine Tagespflege, Besuchsdienste, ein stationäres Hospiz, der ambulante Hospizdienst und eine Familienpflege. Ihre Tätigkeiten sind vielfältig. „Ich sorge mit meinem Team dafür, dass es den Menschen besser geht, dass sie lange zu Hause bleiben, dass sie im Hospiz sterben dürfen, dass sie ambulant betreut werden“, sagt sie. In dem, was sie tut, sieht sie einen Sinn – an jedem einzelnen Tag.

Besonders wichtig ist es ihr, dass die Pflegekräfte gehört werden. „Ich verstehe unter Führung, dass man zuhört. Die Mitarbeitenden sind es schließlich, die an der Basis arbeiten und wissen, was gebraucht wird“, sagt die Bereichsleiterin. Sie selbst hatte das Glück, dass sie Ende der 1990er Jahre einen Chef hatte, der das genauso sah. So konnte sie eine Idee, die aus den Beobachtungen im Pflegealltag entstand, umsetzen. 1998 hatte sie das erste Mal von ambulant betreuten WGs für demente Menschen gehört und dank ihres Gestaltungsspielraums eröffnet zwei Jahre später eine der ersten Demenz-WGs in Berlin. „Das war genial und das hat mich bestätigt: die Basis muss mitentscheiden“, sagt sie.

Doch trotz dieser Errungenschaft ist auch Karen Lawerenz heute mit den Problemen einer ganzen Branche konfrontiert. „Wir sind in der ambulanten Pflege ziemlich am Ende. Die Arbeit wird zu schlecht bezahlt, wir finden einfach keine Pflegekräfte mehr“, sagt sie. Bei der Bezahlung müsse ein Umdenken einsetzen. „Systemrelevanz sollte sich auch auswirken. Die Menschen, die unsere Liebsten versorgen, sollten auch gut bezahlt werden“, sagt sie. Neben einer fairen Bezahlung fehle es auch an Wertschätzung. Karen Lawerenz wünscht sich, dass sich das gesellschaftliche Bild verändert und Pflegekräfte wie in Skandinavien auf der Ebene von Ärzten stehen.

Darüber, wie die Pflege neu aufgestellt werden könnte, denkt Karen Lawerenz viel nach – jedoch nicht allein. Derzeit gibt es ein Projekt der ambulanten Pflege im Nachbarschaftsheim Schöneberg, bei dem die Mitarbeitenden gemeinsam überlegen. Das Konzept mit den Ideen von der Basis soll bei den Kassen eingereicht werden. „Es gibt es keine Garantie, dass uns das gelingt. Aber es ist ein Versuch. Wir wollen nicht das Handtuch werfen“, sagt Karen Lawerenz.

Mehr Informationen: www.nbhs.de/pflegen-begleiten

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